Junioren WM 2011 in Brasilien – Mittwoch, 23.11.
Anna Nobis
– Heute Nacht hat es heftig geregnet, aber die Luft hat sich kaum abgekühlt. Die Sonne scheint schon wieder. Das bedeutet: Vorbereitung im klimatisierten Hotelzimmer. Ich werde gegen eine Argentinierin spielen, die zwar in der Startrangliste 21 Plätze vor mir ist, aber beim Ansehen ihrer bisher gespielten Partien, denke ich schon, dass ich nicht ganz chancenlos bin. Ich habe wieder Schwarz – diesmal schauen wir beide genau auf die Ansetzungen!
Gestern Abend hatten wir übrigens noch eine Begegnung der besonderen Art. Nach dem Essen wollten wir den angenehm warmen Abend noch ein wenig draußen verbringen und setzten uns an die im Eingangsbereich stehenden Tische. Die Rezeption hier ist nicht so wie in den Hotels zu Hause. Es ist mehr wie ein überdachter Tresen im Freien. Auch die Internet-Ecke befindet sich dort. Für die Nutzung der Hotelcomputer bezahlt man jedoch 3 Real (1,50 EUR) pro Viertelstunde, dafür ist die Verbindung stabil und schneller. Aber Schach-Spieler haben sowieso immer alle ihren Laptop mit und WLAN ist für Hotelgäste kostenfrei zu bekommen. Die Verbindung ist langsam und je nach Lage des Zimmers manchmal auch gar nicht vorhanden, aber meistens passt es schon!
Aber nun zu unserer Begegnung – eigentlich waren es sogar zwei. Erst begrüßte uns tatsächlich ein Weihnachtsmann neben einem Weihnachtsbaum. So richtig wie ein Weihnachtsmann aus dem Erzgebirge und dazu die künstliche Tanne. Das mutet hier, für uns wie mitten im Sommer, schon komisch an. Ist aber nicht als Gruß an die Touristen gedacht, denn wir sehen jetzt in vielen kleineren Läden eine mit Schleifen und Kugeln geschmückte künstliche Tanne. Gehört wohl auch hier zum Fest der Geburt Christi dazu. Stollen, Lebkuchen und Glühwein können wir allerdings nicht entdecken!
Die 2. Begegnung war lebendiger. Fast neben uns im Gras sitzt ein kleines Opossum. Als wir die Fotoapparate zücken, flüchtet es zwar dann doch auf einen Baum, aber aus dieser sicheren Distanz lässt es sich gelassen fotografieren. Für die nächsten Stunden ist es aber vermutlich aufgrund der vielen Blitze geblendet. Ich hatte ja schon geschrieben, dass das Gelände der Hotel-Anlage einen großen Park mit vielen Pflanzen und Bäumen und auch exotischen Tieren einschließt (im wörtlichen Sinne – das große Gelände ist mit einer hohen Mauer oder Drahtzäunen ringsum gesichert und an allen Eingängen befinden sich Tag und Nacht besetzte Wach-Häuschen). In den Bäumen sitzen neben Vögeln auch kleine Äffchen. Die sind allerdings scheu und ich selbst habe bisher nur ein leider totes Äffchen am Straßenrand gesehen. Vielleicht läuft mir ja doch noch eins vor den Fotoapparat!
Heute haben wir auch mitbekommen, was das für Früchte sind, die außer den Mangos hier auf vielen Palmen wachsen. Ich hatte zwar gestern schon gesagt, dass dies unreife Kokosnüsse sind, aber mir glaubt ja keiner! Die Früchte sind so groß wie Honig-Melonen, auch oval und grün. Sie werden in den zahlreichen kleinen – ja, wie soll ich das beschreiben, irgendwie eine Mischung aus Imbissbuden und Straßencafes – angeboten. Für 2,50 Real erhält man ein Getränk im Naturbecher. Die Früchte werden direkt aus der Kühltruhe genommen, angebohrt und mit einem Strohhalm gereicht. Die Flüssigkeit darin schmeckt zumindest erfrischend. Kann für meinen Geschmack allerdings nicht mit Apfelsaft konkurrieren und die Verpackung ist ziemlich schwer. Wir haben sie jedenfalls vor Ort entsorgt und so noch nicht erfahren, ob man außer dem Getränk noch etwas davon genießen kann.
14.30 Uhr geht es wieder zum Spiellokal. Nachdem die Hälfte des Turniers vorüber ist, hat man endlich auch gemerkt, dass für die vielen vor dem Turnierraum wartenden Menschen viel zu wenig Sitzgelegenheiten da sind und hat noch etliche Stuhlreihen aufgestellt. Ich spiele 3,5 Stunden und verliere leider. Weiß aber noch gar nicht richtig, wo mein Fehler lag. Na gut, da muss ich halt Morgen gewinnen.