Junioren WM 2011 in Brasilien – Dienstag, 22.11.
Anna Nobis
– Ich habe jede Menge Karten geschrieben, wo soll ich jetzt damit hin? Ich weiß nicht, wo es Briefmarken gibt und habe auch nichts gesehen, was nur annähernd wie ein Briefkasten aussieht. Gestern in der Stadt haben wir zwar die Verkäufer der Karten danach gefragt – zumindest haben wir es versucht – aber mit Englisch ging da gar nichts, deutsch ist generell komplett chancenlos und portugiesisch kann von uns niemand. Das heißt, wir haben zumindest schon „obrigado“ (Danke), „por favor“ (Bitte) und „tchau“ (=selbsterklärend) gelernt. Bringt uns aber mit unseren Karten nicht weiter. Schließlich einigen wir uns mit dem bereits erwähnten englisch-sprechenden jungen Mann an der Rezeption, dass er auf dem Postamt (irgendwo down under in der Stadt und kaum zu Fuß zu erreichen, wie es scheint) nachfragt, was eine Briefmarke nach Germany kostet, wir ihm dann Geld und Karten übergeben und ein Hotelangestellter die Karten zur Post bringt. Irgendwie haben wir das Gefühl, dass unser Wunsch, Karten zu versenden sehr exotisch war. Wir werden sehen, ob welche zu Hause ankommen. Auch Geld wechseln oder abheben ist nicht gerade einfach. Geldautomaten haben wir hier (außer auf dem Flughafen) noch nicht gesehen. Um Euros in Real umzutauschen, muss man das am Vorabend anmelden, dann kommt am nächsten Tag jemand mit dem gewünschten Betrag an die Rezeption (zur vereinbarten Zeit +/- 2 Stunden). Allerdings nimmt jedes kleine Lädchen Kreditkarten an, doch kostet dann die Ware manchmal mehr als bei Barzahlung. Die Getränke zu den Mahlzeiten und an den Pool-Bars werden alle auf das Zimmer gebucht. Mahlzeiten zwischendurch benötigt man nicht. Das Essen (Buffet) ist wirklich gut.
Frühstück (7-10) mit allem, was man auch in Deutschland kennt, Kaffee, Tee, Milch, Kakao, Brötchen, Obstaufstriche, Honig, Schinken, Käse, Rührei, gebratene Würstchen (auch schon mal zum Frühstück schon in Tomatensoße) auch Corn Flakes gibt es. Dazu immer ganz viele verschiedene ganz kleine Gebäckteilchen, teils wie Laugengebäck, teils wie Kuchen, Milchbrötchen oder ungefüllte Windbeutelchen. Und immer Melone, Ananas, Mango und Papaya. Joghurt gibt es auch, aber nur Naturjoghurt, der schmeckt etwas säuerlich und ein bisschen nach Ziege (sagt Mutti – ich habe das noch nicht gekostet). Mittags (12-15) und abends (19-22) gibt es verschiedene Salatvorspeisen , immer 3 verschiedene Fleischsorten (Huhn, Rind und Schwein) oder auch Fisch, dazu Reis (hier meine Lieblingsspeise), so etwas wie Gräupchen, Nudeln (anders zubereitet als zu Hause), manchmal Kartoffeln. Gekochtes Gemüse ist eher selten, außer natürlich dem dicke-Bohnen-Nationalgericht. Ebenfalls gibt es Obst dazu und ab mittags immer ganz leckeren Kuchen und Eis.
Verhungern können wir hier jedenfalls nicht – im Gegenteil, man müsste sich wohl etwas mehr bewegen, aber das fällt bei der Hitze schon schwer. Im Speiseraum geht es auch ganz ruhig zu. Wir haben die Wahl in einem klimatisierten Innenraum zu sitzen, oder mit unserem Essen auf die überdachte große Terrasse zu gehen. Wir entscheiden uns immer für Letzteres. Wenn im November schon mal so schönes Wetter herrscht… 😉 . In unserem Hotel sind übrigens nur ca. 1/5 der Schachspieler unterbracht, wir treffen hier die Südafrikaner, Kanadier, USA, Wales, Schweizer insgesamt stehen für alle Teilnehmer 5 Hotels zur Verfügung.
Schach, ja Schach wird heute auch wieder gespielt. Jetzt geht es bis Samstag durch mit jeweils einer Runde pro Tag. Das heißt, die Tage werden alle ziemlich gleich sein – 10-12 Uhr Vorbereitung, ab 15 Uhr Partie, danach Analyse. Die Zeit für einen Sprung in den Pool bleibt zwischendurch schon, aber ich will auch noch mal in die Stadt ein paar Fotos machen.
Heute bei Rundenbeginn gab es erst einmal einen unangenehmen Schreck. Wir hatten uns den ganzen Vormittag darauf vorbereitet, dass ich gegen eine ungarische starke Spielerin Weiß habe. Leider hat Mutti falsch geguckt, die Spielerin stimmte zwar, aber ich hatte Schwarz. Naja, ist ja nicht so, dass ich noch nie mit Schwarz gespielt habe, aber wenn man sich gut vorbereitet fühlt, gibt das wenigstens eine gewisse Sicherheit und etwas mehr Selbstbewusstsein. Das war erst mal weg. Die Partie lief dann doch ganz gut, sie war interessant und nach der Abwehr des gegnerischen Angriffs kam meine Dame stark ins Spiel und nach 3,5 Stunden Spielzeit gratulierte mir eine traurige Gegnerin zum Sieg. Das ist schon immer der Moment, wo ich mich trotz Sieg nicht so wohl fühle, wenn ich sehe, dass mein Gegenüber Tränen in den Augen hat. Aber mir geht es manchmal auch so und spätestens nach einer halben Stunde blickt man wieder vorwärts. 3 Punkte aus 5 Runden ist für mich ein gutes Ergebnis. Wenn ich aus den verbleibenden 4 Runden noch 2 Punkte hole, dann komme ich dem mir selbst gestellten Ziel schon ziemlich nahe! Wir werden sehen.