Junioren WM 2011 in Brasilien – Sonntag, 20.11.
Anna Nobis
– Heute sind 2 Partien (10.00 Uhr + 17.00 Uhr) angesetzt. 7.00 Uhr, noch vor dem Frühstück beginnen wir mit der Vorbereitung auf die 3. Runde. Ivana Maria Furtado, meine Gegnerin aus Indien, belegte letztes Jahr bei der Weltmeisterschaft in Griechenland Platz 4. Ich kann mich gut vorbereiten und die Variante kommt auch in der Partie auf das Brett. Nach der Eröffnung fühle ich mich erst einmal wohl in meiner Stellung, finde aber dann nicht die optimalen Züge, verliere einen Bauern und anschließend die Partie. Tröstlich dabei, dass ich nur 3,5 Stunden am Schachbrett saß und so noch ein wenig Zeit zum Erholen habe, bevor die Nachmittagsrunde beginnt. Meine Schachfreundin aus Hessen trifft es da härter, sie verliert ihre Partie nach 5 Stunden und schafft es gerade noch so vor Küchenschluss im Hotel zum Mittagessen zu sein. Für die Vorbereitung auf die nächste Runde bleibt nicht viel Zeit, aber von meiner Gegnerin aus Wales finde ich sowieso keine Partie. Sie macht es mir dann auch relativ leicht und nach 2,5 Stunden habe ich den 2. Punkt eingefahren.
Im hinteren Teil des Spielsaales geht es vor Beginn der Runde noch etwas ruhiger zu, aber im Bereich der u8 bis u12-Spieler ist Gewusel, da viele Eltern und Betreuer ihre Kinder ans Brett bringen. Danach werden teilweise noch kleine Rituale abgehalten, die Glück bringen sollen und vor allem blitzt es aus bestimmt Hunderten von Kameras. Wie aufgeregt manche Eltern sind, erlebte ich bei nachfolgender Episode. 2 Mädchen meiner Altersklasse saßen sich am Schachbrett gegenüber, hinter ihnen standen jeweils die Mütter mit Fotoapparat. Mit Sprach-Gemisch, Händen und Körpersprache und dann doch noch mit Hilfe eines Übersetzers bedeutete eine Mutter der Anderen, sie solle doch bitte ein Foto der Tochter am Schachbrett mit ihr (der Mutter) im Hintergrund machen. Nach umständlichem und lautstarkem Austausch der E-Mail-Adressen zum Zusenden der Fotos kamen sie dann plötzlich doch noch auf den Gedanken, für den Moment des Fotografierens die Kameras zu tauschen!
Da am nächsten Tag keine Runde ist, darf ich abends etwas länger auf bleiben und tobe mich mit Lea (vorhin genannter Hessin) bis 22.30 Uhr im Pool aus, das haben wir uns nach dem langen Schachtag verdient!
Montag, 21.11.11
– Heute ist spielfrei. Was fangen wir an? An der Rezeption hängen in englischer Sprache 2 buchbare Angebote aus. Ein Tagesausflug zu einem Hot Park für 115 Real pro Person (der offizielle Kurs am Bankautomaten am Flughafen betrug 1 EUR=2,389 Real, im Hotel 1:2) und eine nicht ausgepreiste ca. 4-stündige Stadtrundfahrt in Caldas Novas mit Besichtigung von Kirchen, einem japanischen Garten, einem nahegelegenen See und diversen Shopping-Möglichkeiten. Weitere touristische Ausflugsziele scheint es in der näheren Umgebung (im Umkreis von 150 km) nicht zu geben. Wir entscheiden uns für keines der Angebote. Ein Hot-Park (Aquapark durch heiße Quellen gespeist, mit diversen Rutsch- und Wasserspaß-Anlagen) befindet sich (für uns zur kostenlosen Nutzung) direkt gegenüber der Hotelanlage. Dass dieser ausgerechnet heute geschlossen hatte, wussten wir da noch nicht. Und 4 Stunden vorgegebene Besichtigungen erschienen uns bei 30° C zu anstrengend.
Wir planten eine individuelle Stadtbesichtigung und außerdem traf sich die deutsche Delegation am hoteleigenen Sandplatz zum Fußball-Spiel. Eine USA-Mannschaft ließ sich ebenfalls nicht von den schweißtreibenden Temperaturen abhalten und so gab es ein kleines Turnier zwischen USA und 2 deutschen Mannschaften. Deutschland gewann natürlich. Ich war in der Zuschauer-Rolle aktiv dabei! Länger als 10 Minuten durfte ein Spiel jedoch nicht dauern, wollte man keinen Hitze-Kollaps riskieren. Trotz Sandplatz war Beach-Fußball nicht ohne Brandblasen an den Füßen machbar. Mutti konnte das nachvollziehen. Sie war einmal versehentlich ohne Badelatschen am Pool auf einen Gully-Deckel getreten…
Der Spaziergang in die Stadt bot schon einen Kontrast zur gepflegten Hotel-Anlage. Müll- und Unrat neben den Straßen, kleine Händler mit typisch touristischen Angeboten, schmucklose Häuser. Die Architektur hier ist eigenartig – entweder 4-eckige Hochhäuser, einfach als Betonklotz in der Gegend herumstehend oder kleine, 1- bis 2-stöckige Gebäude, bei denen man manchmal nicht weiß, ob sie noch im Bau sind oder bereits wieder abgerissen werden. Ich kaufe Ansichtskarten für 1,00 Real pro Stück, eine große Auswahl gibt es nicht. Mutti schleppt 5l Wasserkanister. Die Preise sind umgerechnet wohl ähnlich wie bei uns, aber für die Einheimischen sicher sehr teuer. Am meisten angeboten werden luftige Blusen und Kleider, sowie ohne Ende Badesachen und aufblasbare Wasserspiel-Artikel. Die Geschäfte selbst sind meist wie offene Hauseingänge oder offene Garagen. In etlichen sitzen die Frauen an Nähmaschinen und produzieren die angebotenen Waren direkt vor Ort. Auffallend, bereits schon auf der Fahrt vom Flughafen bis hier her, ist die große Anzahl an Kfz-Werkstätten. Die meisten Autos sehen aber auch so aus, als hätten sie diese nötig. Neben diesen sieht man sehr viele Motorroller auf den Straßen.
Morgen mehr … bin müde!