Spiellokal

Junioren WM 2011 in Brasilien – Freitag, 18.11.

Anna Nobis

– Ich habe gut geschlafen. Die nur 3 Stunden Zeitverschiebung  bereiten  keine Probleme. Nach einem ausgedehnten Frühstück sind erst einmal 2 Stunden intensive Vorbereitung angesagt. Die 1.Runde beschert mir mit der an Startplatz 7 gesetzten Slovakin Veronika Gazikova die Vize-Europameisterin 2011. Das ist schon eine starke Gegnerin, von der ich aber viele Partien gefunden habe, die ich zur Vorbereitung nutzen kann. Ich gehe einfach mal davon aus, dass sie ihr Eröffnungsrepertoire nicht komplett umgestellt hat.

Hotelanlage

Hotelanlage

Danach geht`s dann endlich in den Pool. Am Vorabend haben wir erstaunt festgestellt, dass sämtliche Pools der Hotelanlage (so ca. 10 Stück) abends abgelassen, die Becken gereinigt und anschließend über Nacht wieder gefüllt werden. Da hier Thermalquellen mit unterschiedlichen Wassertemperaturen (bis zu 80°) sprudeln, ist das wohl problemlos möglich. Wir haben jedenfalls die Temperatur am Zulauf eines Beckens geprüft und festgestellt, dass das Wasser so heiß ist, dass es noch über Nacht abkühlen muss. Die am nächsten gelegene Pool-Anlage (wir klettern über die Brüstung unserer Terrasse und fallen fast hinein) hat 4 Becken mit unterschiedlichen Wassertemperaturen. Es ist nicht unbedingt eine Abkühlung, darin zu liegen, aber angenehm. Über unseren Köpfen hängen fast reife Früchte an einem richtig schönen Mangobaum. Eine Dampfsauna ist auch den ganzen Tag an, ich frage mich nur, wer hier noch eine Sauna braucht?

Mittagessen – die Verpflegung ist gut, manche Speisen kennen wir, manche kosten wir einfach. Ich bin begeistert über die Früchteauswahl zu jeder Mahlzeit – Ananas, verschiedene Melonensorten, Papaya und Mango gibt es immer ganz frisch. Allerdings vermisse ich Äpfel und vor allem Apfelsaft – das sind hier halt die Exoten. Frische Salate sind auch in großer Auswahl mittags und abends aufgetischt. Aber der Delegationsleiter hat uns davon abgeraten, Speisen zu uns zu nehmen, die mit nicht abgekochtem Wasser gewaschen oder zubereitet sind. Es gab wohl schon zu viele Durchfall-Erkrankungen bei Meisterschaften in südlichen Ländern. Und es spielt sich nicht so gut, wenn man die Hälfte der Bedenkzeit auf der Toilette verbringt.

Nach dem Essen verordnet mir Mutti eine kurze Ruhezeit, dann geht`s zum Spiellokal. Das Convention-Center ist nur 5 Minuten entfernt. Wir haben Glück, es gibt auch Delegationen, die sind in einem Hotel untergebracht, welches 40 Minuten (zu Fuß) entfernt ist. Dieses Los hat auch den einzigen deutschen Schiedsrichter getroffen und er erzählte uns, man habe ihm empfohlen ab Einbruch der Dämmerung nicht mehr zu Fuß zu gehen. In unserer Anlage wirkt alles sehr friedlich, die Brasilianer sind ausnahmslos freundlich und hilfsbereit. Obwohl Caldas Novas aufgrund der Thermalquellen ein Touristenort ist, sprechen nur wenige Leute Englisch. Der fast einzige gut englisch sprechende Angestellte an der Rezeption hat wohl rund um die Uhr Dienst. Ich will mich hier schon bemühen, meine Schul-Englisch-Kenntnisse anzuwenden. Die Grammatik habe ich zwar total verhauen, aber nachdem ich bei den ersten Versuchen festgestellt habe, dass es darauf nicht so ankommt, fällt es mir leichter.

Am Spiellokal herrscht ein Riesen-Andrang. Ca. 1000 Spieler und wohl noch einmal so viele Eltern, Trainer und Betreuer aus allen möglichen Ländern quetschen sich gerade hinein. Ist Schach nicht eigentlich ein Sport wo es leise zugeht? Im Moment kann man kaum ein Wort verstehen. Mein Brett habe ich schnell gefunden, es ist alles gut ausgezeichnet. Leider habe ich den Platz an der Tischreihe erwischt, wo 2 Tische (unterschiedlicher Höhe!!) aneinandergestellt sind, so dass die Figuren auf der e-Linie (Brettmitte längs) immer umfallen, wenn man sie nicht am Rand des jeweiligen Feldes platziert. Aber der Betreuer meiner Gegnerin reklamiert und es wird versucht, die Tische auf etwa gleiche Höhe zu bringen, geht dann schon. Da ich als 2. Fremdsprache Russisch in der Schule belegt habe, verstand ich den Dialog zwischen meiner Gegnerin und ihrem Betreuer und fand das total lustig. Er fragte: „Ist deine Gegnerin aus Afrika?“ „Nein, aus Deutschland“ „Sieht aus wie aus Afrika“. Jetzt frage ich mich, was an mir sieht aus wie aus Afrika? Vielleicht sind unsere blauen Deutschland-Shirts denen eines afrikanischen Landes ähnlich. Muss ich noch rausbekommen. Süd-Afrika jedenfalls ist grün-gelb. Nach einer kurzen Eröffnungsrede werden alle außer den Spielern und Delegationsleitern aus dem Saal geschickt. Endlich kehrt Ruhe ein und die 1.Runde beginnt.

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